Welche
negativen Auswirkungen könnte die Wiederentdeckung von Absinth
für unsere Gesellschaft haben?
Die Hauptgefahr
sehe ich in dem hohen Alkoholgehalt. Mit Alkohol verbundene Trinkrituale
leben dadurch wieder auf. Durch Absinth bekommen sie einen elitären
Touch. Dadurch sind wir zwar ständig der Suchtgefahr ausgesetzt,
was aber nicht heißt, dass deshalb gleich jeder zum Alkoholiker
wird. So sehe ich auch die Absinthwelle, die auf uns zurollt, nicht
als ganz so katastrophal an. Zumal es sich bei der Zielgruppe des
Absinths um eine besonders informierte Schicht handelt.
Können
Faktoren wie Alkohol, Nikotin, Schlaflosigkeit und Stress in Kombination
mit Thujon die Wirkung verstärken?
Ja, dies
ist schon länger bekannt und in der Fachliteratur ausführlich
beschrieben. Die halluzinogene Wirkung von Thujon wird durch Nikotin
deutlich verstärkt. Nikotin allein ist ja bereits eine extrem
toxische Substanz. Zusammen eingenommen, addieren sich beide Substanzen
in ihrer psychotropen Wirkung.
Beflügelt
die neue Popularität von Absinth die Forschung?
Ja. Ich
kenne einige Gruppen, die sich neuerdings intensiv mit dem Metabolismus
und der Toxikologie von Thujon befassen. Bislang haben wir noch
kaum neue Erkenntnisse auf diesem Gebiet. Seriöse Informationen
gibt es hauptsächlich aus der Nahrungsmittelchemie, wo Pernod
und andere Furchtliköre aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu
den Lebensmitteln einem starken Kontrollzwang unterliegen.
Zum
Schluss eine Frage in eigenem Interesse: Baudelaire empfiehlt Absinth
als hervorragendes Mittel gegen Schreibhemmungen. Inspiriert die
grüne Fee den Journalisten?
Das tut
sie zwar. Ich würde sie Ihnen aber dennoch nicht empfehlen.
Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie doch bitte dieses Interview
von vorne.
Herr
Zieglgänsberger, vielen Dank für das Interview.

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