Chirurgische Instrumente als Risikofaktor

Krankenhaushygiene: Prüfkörper helfen Fehler zu beheben

Jährlich stecken sich 550.000 Menschen an einer Krankenhausinfektion an - das sind in Deutschland rund 3,5 Prozent der Patienten aus Akut-Krankenhäusern. Nach vorsichtigen Schätzungen sterben circa 40.000 daran. Eine Schwachstelle für postoperative Infektionen kann die nicht effektive Aufbereitung von chirurgischen Instrumenten sein.
Die Firma Pereg, Waldkraiburg, entwickelte Prüfkörper, die mangelnde Hygiene bei der Instrumentenreinigung aufdecken. Dadurch soll es dem Krankenhauspersonal ermöglicht werden, Fehlerquellen bei der Reinigung zu erkennen und sie zu beheben. Einn Interview mit dem Erfinder dieses Prüfkörpers, Martin Pfeifer.

(Interview von U. Gönczi)

 

 

Herr Pfeifer, sie bieten einen Prüfkörper mit der Bezeichnung TOSI an. Wofür steht die Abkürzung?
TOSI ist die Abkürzung für Test Object Surgical Instruments, also ein Prüfkörper zur Simulation chirurgischer Instrumente.

Können Sie die Funktionsweise beschreiben?
Während gerade die heiklen Gelenkbereiche bei chirurgischen Instrumenten nicht auf Sauberkeit, also auf Blutreste kontrolliert werden können, simuliert TOSI diese Fehler bei der Instrumentenaufbereitung und ermöglicht dadurch eine optische Reinigungskontrolle. Gerade das Verhalten der Testanschmutzung, die im Prüfkörper aufgebracht ist, spiegelt die Praxissituation wieder, da es sich bei Blut um die häufigste Art der Verunreinigung handelt. Der Prüfkörper verhält sich somit wie ein verunreinigtes Instrument, nur eben in standardisierter und auswertbarer Form.

TOSI ist ein mit Kunstblut beschmierter, 5 cm langer Objektträger, eingeschweißt in ein Plastikschälchen. Die Schale weist Öffnungen auf, soll aber verhindern, dass die Testanschmutzung allein durch die Wasserkraft entfernt wird - schwer zugängliche Gelenkstellen chirurgischer Instrumente werden dadurch simuliert. Bleibt nach dem Spülvorgang eine weißliche Fibrinschicht zurück, so deutet dies auf ein mangelhaftes Waschmittel hin. Ist die mechanische Spülkraft nicht ausreichend, erkennt man dies an den Testblut-Restflecken.

Also eine Testanschmutzung für chirurgische Instrumente. Waren die bisherigen Hygiene-Bedingungen in diesem heiklen Bereich mangelhaft?
Die Ursachen für solche Fehlerquel-len an den hoch empfindlichen Instrumenten sind dabei so vielfältig, dass sie trotz gut ausgebildeten Personals nicht völlig ausgeschlos-sen werden können.Bislang wurden die Instrumente nur, durch Sicht-kontrolle auf Sauberkeit geprüft und der von uns durchgeführte Ringver-such hat gezeigt, dass in fast der Hälfte der Krankenhäuser die Waschautomaten keine optimale Leistung zeigen! Hierbei spielen aber nicht nur die Maschinen eine große Rolle, es sind durchaus Reinigungs-mittel am Markt, die nicht zur Ent-fernung aller Blutbestandteile geeignet sind. Aber auch fehlerhafte Bedienung und ungenügende Programmparameter trifft man an. Selbst Haushaltsspülmaschinen spülen Geschirr um ein vielfaches Länger als die Instrumente in den Krankenhäusern gereinigt werden.

Wie lange werden die Instrumente in Krankenhäusern denn im Durchschnitt gereinigt?
Die reinen Waschzeiten werden leider oft bis auf drei Minuten gekürzt, für viele Reiniger wären aber mindestens zehn Minuten erforderlich.

Welche Mängel treten bei schlechten Spülmitteln auf?
Gerade viele Neutralreiniger sind nicht in der Lage, das einzig wasserunlösliche Protein "Fibrin" im Blut aufzulösen. Im Laborversuch zeigen solche Reiniger nur eine reinem Wasser vergleichbare Leistung.

Und wie machen sich mechanische Mängel bemerkbar?Die Testanschmutzung wird nur unzureichend weggespült - es bleiben sichtbare Flecken zurück. Manchmal sind die Ursachen für diese mechanischen Mängel ganz simpel: ungenügender Wasserdruck oder überladene Maschinen. Beides kann einfach behoben werden. Im letzteren Fall macht man das Personal darauf aufmerksam, im ersten wird eine Pumpe ausgetauscht. Aber manchmal ist die Maschine auch einfach nicht mehr auf dem Stand der Technik.

Wird der Testkörper in Krankenhäusern auch genutzt?
Von unseren Auslandsvertretungen wissen wir, dass die Marktdurchdringung stark vom Stellenwert der Hygiene in den einzelnen Ländern abhängt.

 

Teil II: Martin Pfeifer über Entwicklung und Vertrieb des Testkörpers >>>